Neuigkeiten aus dem Einsatz, 11. – 26. Januar: 374 Menschen gerettet und an einen sicheren Ort gebracht

DATUM

Zusammenfassung

Nach fünf Monaten Festsetzung nahm die Ocean Viking am 11. Januar 2021 Kurs auf das zentrale Mittelmeer. Zuvor gingen in Marseille die Rettungscrew, das medizinische Team, die maritime Schiffsbesatzung sowie zwei Journalist*innen nach zehntägiger Quarantäne und durchweg negativen Corona-Tests unter strengen COVID-19-Schutzmassnahmen an Bord.

Wir sind froh, unseren dringend notwendigen Einsatz, Menschen aus Seenot zu retten, wieder aufnehmen zu können. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben 2020 fast 1.000 Menschen ihr Leben im zentralen Mittelmeer verloren oder gelten als vermisst – Dunkelziffer unbekannt. Zeitgleich sind immer noch fünf zivile Rettungsschiffe aus administrativen Gründen festgesetzt.

Beim ersten Einsatz, am 21. Januar 2021, können unsere Teams 119 Kinder, Frauen und Männer aus einem überbesetzten Holzboot bergen und sicher an Bord der Ocean Viking bringen. Weitere 255 Menschen können in drei Einsätzen am darauffolgenden Tag, dem 22. Januar 2021, gerettet werden.

Am 23. Januar muss eine schwangere Frau aus medizinischen Gründen notevakuiert werden.
Das Wetter wird zunehmend schlechter. Viele der verbleibenden 373 Geretteten sind seekrank.
Am Abend des 24. Januar wird der Ocean Viking Augusta, Sizilien, als sicherer Hafen zugewiesen.

Chronologie

11. Januar 2021: Die Ocean Viking nimmt von Marseille Kurs auf das zentrale Mittelmeer.

14. Januar 2021: Zur Durchführung notwendiger Reparaturen an einem unserer Rettungsboote, nimmt die Ocean Viking Kurs auf Olbia, Sardinien.

20. Januar 2021: Auf dem Weg zu einem Boot in Seenot, erhalten unsere Teams vom Aufklärungsflugzeug Colibri die Nachricht, dass das Boot bereits von der libyschen Küstenwache abgefangen wurde. Wieder eine erzwungene Rückführung nach Libyen, welches laut Seerecht kein sicherer Ort ist.

21. Januar 2021: 36 nautische Meilen vor der libyschen Küste können unsere Teams 119 Menschen aus einem gefährlich überbesetzten Schlauchboot retten. Unter den Geretteten befanden sich zehn Frauen und vier Kleinkinder – das jüngste ist gerade mal vier Wochen alt. Die meisten der Überlebenden kommen aus Guinea Conakry, Mali, Kamerun und der Elfenbeinküste.

Viele der Überlebenden waren sichtlich aufgewühlt, erschöpft und litten aufgrund der schwierigen Überfahrt unter Übelkeit, Kopf- und Körperschmerzen.

22. Januar 2021: Bei Tagesanbruch werden in zwei weiteren Einsätzen 149 Menschen aus zwei Schlauchbooten gerettet. Einige Personen benötigten bei medizinische Hilfe zur Behandlung von Schmerzen, Seekrankheit oder Verletzungen, die sie sich in Libyen zugezogen hatten.

22. Januar 2021: Am Nachmittag wird von der Brücke der Ocean Viking ein überbesetztes Schlauchboot in Seenot gesichtet. Der Einsatz droht kritisch zu werden, als zwei Menschen über Bord gehen. Sie werden vom Rettungsteam geborgen. Bis Einbruch der Dunkelheit werden 106 Menschen gerettet. Viele der Menschen an Bord des Schlauchbootes hatten starke Vergiftungen durch Treibstoffdämpfe erlitten.

23. Januar 2021: Zwei Anfragen nach einem sicheren Ort, an dem die Überlebenden an Land gehen können, wurden an die libyschen Seefahrtsbehörden gesendet. Da keine Antwort kam, haben wir die maltesischen und italienischen Behörden um Unterstützung gebeten. Derzeit befinden sich 374 Menschen an Bord der Ocean Viking, darunter 21 Babys, 35 Kinder, 131 unbegleitete Minderjährige und zwei schwangere Frauen. Sie müssen dringend an einem sicheren Ort von Bord gehen.

Die Ocean Viking betet um eine medizinische Evakuierung für eine im 8. Monat Schwangere. Wegen einer Hochrisikoschwangerschaft muss sie an Land medizinisch versorgt werden. Wir sind erleichtert, dass ein Schiff der italienischen Küstenwache die Evakuierung prompt durchgeführt hat.

24. Januar 2021: Viele der an Bord der Ocean Viking verbleibenden 373 Geretteten sind seekrank und auf See gibt es nirgendwo Schutz vor dem Wetter, Wellengang und Wind.

Am Abend dann Erleichterung: Augusta, Sizilen, wurde der Ocean Viking als sicherer Ort zugewiesen.

„Wir sind für die 373 Menschen an Bord unseres Schiffes sehr erleichtert. Allerdings betonen wir, dass es dringend eine effektive Koordination der staatlich geführten Such- und Rettungsmassnahmen im zentralen Mittelmeer braucht. Menschenleben hängen hiervon ab. Während aktuell die Zivilgesellschaft versucht diese Lücke zu füllen, müssen die europäischen Staaten eine Lösung für einen schnellen und planbaren Mechanismus zur Aufnahme der Geretteten finden. Die EU muss die europäischen Küstenstaaten unterstützen und sich für die Einhaltung des Seerechts an unseren gemeinsamen Grenzen am Mittelmeer einsetzen“, fordert Luisa Albera, Such- und Rettungskoordinatorin an Bord der Ocean Viking.

UNSERE MEDIENMITTEILUNG LESEN

25. Januar 2020: Die Ocean Viking erreicht den Hafen von Augusta. An Bord werden alle Geretteten und die Crew mit Schnelltests auf COVID-19 getestet. Alle Testergebnisse waren negativ. Am Abend konnten die ersten 111 Menschen von Bord gehen, während die verbleibenden Geretteten eine weitere Nacht auf der Ocean Viking verbrachten.

26. Januar 2021: Am frühen Nachmittag gehen alle Geretteten von Bord – ein emotionaler Abschied.


Weitere Informationen zu unserem Einsatz findet ihr bei Twitter oder auf unserem Online-Logbuch. Über unseren Newsletter erhaltet ihr regelmässig Neuigkeiten zu unserer lebensrettenden Arbeit im zentralen Mittelmeer.

Photo credits: Fabian Mondl / SOS MEDITERRANEE

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