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Amine ist 38 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen ist er in Algerien, wo er sein Studium in englischer Literatur und Philosophie abschloss, bevor er 2007 nach Toulouse (Frankreich) zog, um sein Studium fortzusetzen. Seit 13 Jahren lebt Amine nun in San Sebastián, Spanien, und hat sich beruflich neu orientiert. „Nachdem ich jahrelang im Bildungsbereich gearbeitet hatte, wollte ich meine Erfahrungen erweitern und neue Bereiche erkunden“, erklärte Amine. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Kranführer, wechselte dann jedoch in einen Bereich, der ihm näher liegt: das Meer. Er trat in das Nautische Institut Blas de Lezo in San Sebastián ein, um sich zum leitenden Techniker für Hochseenavigation ausbilden zu lassen.

 

 

2017 begann er zwischen Zumaia und Mutriku im Norden Spaniens für ein Unternehmen zu arbeiten, das Tagesausflüge in einen Geopark an der baskischen Küste anbietet. Aufgrund von Covid-19 musste das Unternehmen jedoch die Ausflüge einstellen und Amine beschloss, sich SOS MEDITERRANEE anzuschliessen. Seine Motivation: ein tragischer Vorfall in seiner Familie vor zwei Jahren. „Ich habe ein Familienmitglied verloren, das versucht hat, das Mittelmeer von Algerien nach Spanien zu überqueren. Es hat mir das Herz gebrochen. Mir ist bewusst, dass ich die Welt nicht ändern kann, aber ich hoffe dazu beizutragen, weitere Todesfälle im Mittelmeer zu verhindern.“

Seit April 2021 ist Amine als Seenotretter und kultureller Vermittler Teil des Rettungsteams von SOS MEDITERRANEE. Da er Arabisch, Französisch und Englisch spricht, ist er an Bord unserer schnellen Rettungsboote derjenige, der als erster mit den Menschen in Seenot in Kontakt tritt.

Bei seinem ersten Einsatz wurde Amine Zeuge eines Schiffsunglücks, bei dem mindestens 130 Menschen ums Leben kamen. „Es hat mich krank gemacht, ich war gebrochen. Menschen, die auf dem Meer auf zerbrechlichen Booten sterben, geraten immer wieder in Vergessenheit und niemand erzählt ihre Geschichte. Wenigstens waren wir dieses Mal vor Ort. Auch wenn wir sie nicht retten konnten, haben wir ihre Leichen gesehen und konnten bezeugen, was passiert ist.“

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Fotonachweise: Laurence Bondard und Flavio Gasperini / SOS MEDITERRANEE

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