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[03.02.  16.02.21] Auf Grundlage öffentlicher Berichte anderer NGOs, internationaler Organisationen und der internationalen Presse geben wir einen Überblick zu Such- und Rettungseinsätzen in den letzten zwei Wochen im zentralen Mittelmeer. Dieser hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, verschafft aber einen Eindruck über die Entwicklungen in dem Gebiet, in dem wir seit 2016 als Such- und Rettungsorganisation tätig sind. 

Anfang Februar versuchten unter für die Flucht günstigen Wetterbedingungen so viele Menschen wie seit Monaten nicht mehr aus Libyen über das zentrale Mittelmeer zu fliehen. Während fünf zivile Rettungsschiffe weiterhin aus administrativen Gründen festgesetzt bleiben, waren die Ocean Viking von SOS MEDITERRANEE sowie die Open Arms und Astral von Proactiva-Open Arms in diesen zwei Wochen im zentralen Mittelmeer im Einsatz. Insgesamt konnten 614 Menschen aus sieben Booten, die in den libyschen und maltesischen Such- und Rettungszonen in Seenot geraten waren, gerettet und anschliessend an Bord versorgt werden. Leider haben nicht alle Menschen, die versucht haben das zentrale Mittelmeer zu überqueren, überlebt. Am Wochenende des 13. Februar wurde ein Schiffsunglück südlich von Lampedusa gemeldet: Eine Person ist bekanntlich gestorben22 weitere werden vermisst. Eine unbekannte Anzahl von Menschen wurde zudem auf See abgefangen und gewaltsam nach Libyen zurückgezwungen 

 

 12. und 13. Februar: 146 Menschen vonder Crew derOpen Arms gerettet, mindestens 23 Menschen sterben bei tragischem Schiffsunglück vor Tunesien 

Am 16. Februar konnten 146 Gerettete in Porto Empedocle, Sizilien, von Bord der Open Arms gehen. Die Besatzung der katalanischen NGO Proactiva-Open Arms hatte am 12. und 13. Februar zwei Rettungen in der maltesischen Such- und Rettungszone durchgeführt. Bei der ersten wurden 40 Männer, Frauen und Kinder, darunter ein drei Monate altes Baby, aus einem Holzboot gerettet, das von Zuwara aus in See gestochen war. Das in Seenot geratene Boot war vom zivilen Aufklärungsflugzeug Seabird der NGO SeaWatch aus gesichtet worden. Am folgenden Tag rettete die Crew an Bord der Open Arms weitere 106 Menschen aus einem seeuntüchtigen Schlauchboot. Nach Angaben der Besatzung „kenterte und sank das Boot wenige Minuten nach [der Rettung] (…) aufgrund eines aufkommenden Sturms mit bis zu vier Meter hohen Wellen „.  

Am selben Tag ereignete sich etwa 62 Meilen nordwestlich von Lampedusa ein tragisches Schiffsunglück. Von den 48 Menschen, die von der tunesischen Küste aus in See gestochen waren, konnten nur 25 von der tunesischen Marine gerettet werden. The Guardian berichtete, dass die Rettung wegen schlechtem Wetter unterbrochen werden musste und die Leiche einer Person aus dem Wasser geborgen worden sei. 22 weitere Menschen werden vermisst.    

 

In der ersten Februarwoche rettetedie Besatzungen der Ocean Viking, der Astral sowie der italienischen Küstenwache innerhalb von 48 Stunden 468 Menschen 

Am 4. und 5. Februar rettete die Crew der Ocean Viking in der libyschen Such- und Rettungszone innerhalb von weniger als 48 Stunden in vier Rettungseinsätzen 423 MenschenUnter den Geretteten befanden sich sechs schwangere Frauen und 149 Minderjährige (über 80 % von ihnen waren unbegleitet). Am 6. Februar wurde eine schwangere Frau, die sich in einem kritischen Zustand befand, zusammen mit ihrem Partner per Hubschrauber nach Malta evakuiertAm darauffolgenden Tag wurde der Ocean Viking Augusta, Sizilien, als sicherer Hafen zugewiesen. Bevor die verbliebenen 421 Geretteten von Bord der Ocean Viking gehen konnten, wurden alle von den italienischen Gesundheitsbehörden auf das Coronavirus getestet: Es wurden 48 positive Fälle identifiziert. Alle Geretteten konnten in einem zweitägigen Prozess, am 8. und 9. Februar, von Bord der Ocean Viking gehen. 

Auch das Segelschiff Astral der NGO Proactiva-Open Arms rettete am 5. Februar 45 Menschen, die auf einem Schlauchboot in der maltesischen Such- und Rettungsregion in Seenot geraten waren. Unter den Geretteten befanden sich zwei Frauen, von denen eine schwanger war. Die Überlebenden erzählten der Crew des Rettungsschiffes, dass sie drei Tage auf See verbracht hatten, bevor sie Hilfe erhielten. Sie wurden auf ein Schiff der italienischen Küstenwache gebracht und konnten in Lampedusa von Bord gehen. 

Über 1.800 Menschen wurden völkerrechtswidrig in den Kreislauf aus Gewalt und Ausbeutung in Libyen zurückgezwungen 

Über 1.800 Menschen, die versuchten über das zentrale Mittelmeer aus Libyen zu fliehen, wurden in den vergangenen zwei Wochen von der libyschen Küstenwache abgefangen und gewaltsam nach Libyen zurückgebracht.   

Zwischen dem 9. und 15. Februar wurden nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 318 Menschen abgefangen und nach Libyen zurückgezwungen. Allein am 10. Februar wurden mehr als 200 Menschen gewaltsam nach Libyen zurückgebracht.   

In der Woche zuvor waren 1.487 Menschen von der libyschen Küstenwache abgefangen worden. Die meisten dieser Überlebenden „landen in Haft und werden Opfer von schrecklichen Lebensbedingungen, Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel“, klagte Safa Msehli, Sprecherin der IOM. Nach den Rückführungen vom 5. Februar meldete UNHCR, dass zwei Leichen geborgen und drei Personen als vermisst gemeldet wurden.   

Weitere vier Leichen wurden zwischen dem 2. und 8. Februar und zwei weitere zwischen dem 9. und 15. Februar vor der libyschen Küste geborgen.   

Die Such- und Rettungs-NGOs Proactiva-Open ArmsSea-Watch und Pilotes Volontaires berichteten, mehrere dieser Zwangsrückführungen zwischen dem 3. und 10. Februar beobachtet und dokumentiert zu haben.   

Im Monat Januar wurden laut IOM 469 Menschen abgefangen und nach Libyen zurückgezwungen, während 87 Menschen als tot oder vermisst gelten.   

 

*** Fotonachweis: Hippolyte / SOS MEDITERRANEE

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