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Die Ocean Viking ist in internationalen Gewässern im zentralen Mittelmeer im Einsatz. Dieser Meeresabschnitt zwischen Libyen und Italien ist heute eine der tödlichsten Fluchtrouten der Welt.

In internationalen Übereinkommen werden Meere in mehrere Zonen eingeteilt, in denen verschiedenes Recht gilt. An den Küsten und bis zwölf Seemeilen (circa 22 km) vor den Küsten liegen die Hoheitsgewässer der jeweiligen Küstenstaaten: In diesen Teilen des Meeres gilt deren Gesetz. Die Ocean Viking dringt nie in die Hoheitsgewässer von Libyen vor.

Nach den zwölf Seemeilen beginnt internationales Gewässer, wo jedes Schiff frei verkehren darf. Die Ocean Viking patrouilliert die meiste Zeit rund 50 Kilometer vor der libyschen Küste, dort, wo die meisten Boote in Seenot gemeldet werden.

Eine Such- und Rettungszone (SAR – Search and Rescue Zone) ist ein bestimmtes Gebiet, in dem ein Küstenstaat für die Such- und Rettungsdienste zuständig ist, beginnend bei der effektiven Koordinierung der Such- und Rettungseinsätzen. Die SAR-Zone umfasst sowohl Hoheitsgewässer wie internationales Gewässer. Sie ist somit kein Gebiet, in das der jeweilige Staat seine Autorität und Gesetze hinein ausdehnen kann, sondern vielmehr ein Raum der Verantwortung. Innerhalb seiner SAR-Zone muss der Küstenstaat die Koordinierung der Seenotrettung übernehmen und einen sicheren Ort für die Anlandung der Geretteten finden.

 

Heute finden die meisten Rettungen der Crew auf der Ocean Viking in der libyschen SAR-Zone statt. Doch vor 2018 existierte diese SAR-Zone nicht: Um die Koordinierung der Such- und Rettungsmaßnahmen in der Region kümmerten sich daher die italienischen Seebehörden. 2018 wurde eine libysche SAR-Zone gegründet und die Zuständigkeit ging auf die Küstenwache von Libyen über.

Seit diesem Zeitpunkt beobachtet SOS MEDITERRANEE einen grossen Mangel an Koordinierung von Rettungen sowie einen fehlenden Informationsaustausch, was Rettungseinsätze verzögert und erschwert und somit Menschenleben aufs Spiel setzt. Folgenden Verpflichtungen kommen die libyschen Behörden heute nicht nach:

  1. Sie leiten die Notrufe der in Seenot geratenen Menschen nicht an in der Nähe verkehrende Schiffe weiter, die Hilfe leisten könnten;
  2. Sie antworten kaum auf Anfragen von NGO-Schiffen;
  3. Sie sind unfähig, sichere Häfen für die Ausschiffung von Geretteten zuzuweisen, da Libyen nicht als sicherer Ort im Sinne des Seerechts angesehen werden kann.

 

Seit 2018 erhalten die Teams von SOS MEDITERRANEE also bei den Seenotrettungen praktisch keine Unterstützung von den zuständigen Seebehörden. Vielmehr helfen die verschiedenen in der Zone tätigen NGOs beim Auffinden von Booten in Seenot sowie bei der Rettung von Menschen in Seenot.

 

Transparenz der Aktionen der Ocean Viking

Die vom Schiff aus gesendeten Anfragen sowie die von den Seebehörden empfangenen Weisungen, bzw. ausbleibende Antworten werden von Bord aus live in einem Blog dokumentiert. Alle Informationen zu einer bestimmten Rettung werden ab dem Moment des Notrufs und bis zur Ausschiffung der Überlebenden detailliert festgehalten. 👉 https://onboard.sosmediterranee.org/

 

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