Neuigkeiten aus dem Einsatz, 18. Oktober – 11. November: 234 Menschen gerettet und an einen sicheren Ort gebracht

DATUM

Am Dienstag, 18. Oktober, verliess die Ocean Viking den Hafen von Syracuse (Italien). Zwischen dem 22. und 26. Oktober kam unsere Crew in 6 Rettungen insgesamt 234 Menschen zu Hilfe.

20 Tage mussten die Überlebenden auf See auf die Zuweisung eines sicheren Hafens warten – die längste Blockade auf See, die wir je erlebt haben. Angesichts des Schweigens Italiens und der aussergewöhnlichen Situation weitete die Ocean Viking ihre Anfrage auf einen sicheren Ort auf Frankreich aus. Am 11. November konnten endlich alle Geretteten in Toulon, Frankreich, an Land gehen. 

Zuletzt aktualisiert am 11.11.2022 um 20:30 Uhr


Chronologie

11. November: Nach der längsten Blockade auf See in unserer Geschichte konnte die Ocean Viking endlich alle 234 Geretteten an Land bringen. Somit sind die Rettungen nun gemäss Seerecht beendet.

10. November: Bittere Erleichterung: Kurz nach einer med. Evakuierung von 3 Patienten und einer Angehörigen wurde der Ocean Viking endlich Toulon, Frankreich, als sicherer Hafen für die 230 an Bord verbliebenen Überlebenden zugewiesen.

„Wir sind sehr erleichtert, dass uns ein sicherer Hafen in Frankreich zugewiesen wurde. So nimmt die belastende Situation endlich ein Ende. Doch diese Lösung hat einen bitteren Beigeschmack: Die 234 Menschen an Bord der Ocean Viking haben eine extreme Tortur hinter sich. Fast 3 Wochen nach den Rettungen von Bord zu gehen, dazu so weit entfernt von unserem Einsatzgebiet im zentr. Mittelmeer, ist das Ergebnis eines dramatischen Versagens aller europäischen Staaten, die das Seerecht in beispielloser Weise missachtet haben.“ Caroline Abu Sa’Da, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Schweiz.

Zum ganzen Statement

9. November: „Wir sind Menschen, die einfach nur frei sein wollen. Es gibt hier Kranke, Kinder und Frauen. Wir bitten die europäischen Behörden, dass wir endlich an Land gehen können.“

Fodé* und 233 weitere Gerettete warten seit 19 Tagen auf einen sicheren Hafen: eine Schande!

8. November: Nach dem Schweigen Italiens fordern wir die französischen Seebehörden auf, uns einen Hafen für die Ausschiffung der 234 Geretteten an der Ocean Viking zuzuweisen. „Die Situation an Bord hat eine kritische Grenze erreicht“, warnt Caroline Abu Sa’Da, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Schweiz.

„Nachdem die Geretteten bereits so lange darauf warten müssen an Land zu gehen, verlieren sie die letzte Hoffnung und ihre unglaubliche Resilienz, die sie bisher gezeigt haben. Einige haben bereits die Absicht geäussert, aus Verzweiflung über Bord zu springen“, fährt sie fort.

Diese extreme Lösung ist das Ergebnis eines dramatischen Versagens aller europäischen Staaten, bei der Suche nach einem sicheren Ort zu helfen. Wir drängen darauf, dass die französischen Seebehörden eine sofortige Lösung für die Geretteten finden.

Zu unserer Medienmitteilung 

7. November: Die Situation für 234 Gerettete auf Ocean Viking ist unerträglich geworden. Nach bis zu 17 Tagen an Bord leidet die psychische Gesundheit: Viele leiden unter Schlaflosigkeit, zeigen Anzeichen von Angst und Depression. Einige äusserten die Absicht, aus Verzweiflung von Bord zu springen.

Der Zustand mehrerer, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, verschlechtert sich. Ebenso das allgemeine psychische Wohlbefinden an Bord. Das Team versichert den Überlebenden, dass sie sicher an Land gehen werden, aber mit anhaltender Unsicherheit schwindet die Hoffnung.

Wir sind besorgt um die Überlebenden, die gezwungen sind, auf Humanity 1 und Geo Barents zu bleiben. Selektive Ausschiffungen sind unvereinbar mit humanitärem Recht und Seerecht. Sie gefährden die Gesundheit & Sicherheit der Geretteten. Alle Überlebenden müssen sofort von Bord gehen!

6. November: Extreme Wetterbedingungen haben Geretteten, die an Deck schlafen müssen, zugesetzt. Einige warten seit 16 Tagen. Das ist die längste Zeit, die Überlebende je an Bord der Ocean Viking waren. Ihre physische & psychische Gesundheit leidet. Sie brauchen sofort einen sicheren Hafen.

5. November: SOS MEDITERRANEE, SOS Humanité, MSF und Lifeline International fordern Italien auf, über 1000 Gerettete, die seit 15 Tagen auf See festsitzen, an Land gehen zu lassen. Sie dürfen nicht länger als Geiseln politischer Debatten gehalten werden.

Unsere vier Schiffe sind starken Böen und hohen Wellen ausgesetzt, die Situation ist unhaltbar.

4. November: „Please help us“ – Einige Überlebende an Bord der Ocean Viking haben sich friedlich zu Wort gemeldet und Nachrichten in ihren jeweiligen Sprachen geschrieben. Ihre Stimmen müssen gehört werden. Wir erwarten sehr bald starken Regen und Wind. Die #OceanViking muss zur Zeit Schutz suchen. Die 234 Überlebenden brauchen sofort einen sicheren Hafen!

3. November: Da die italienischen und maltesischen Behörden die Augen vor dem Schicksal der auf See gestrandeten Geretteten verschliessen, hat SOS MEDITERRANEE die Seebehörden Frankreichs, Spaniens und Griechenlands um Hilfe bei der Vermittlung mit den Nachbarländern gebeten.

„Diese Blockade auf See ist nicht nur eine Schande, sondern auch eine Verletzung des internationalen Seerechts und des humanitären Rechts. Wir befinden uns in einer absoluten Notsituation. Jeder weitere Tag des Wartens könnte lebensgefährliche Folgen haben.” Nicola Stalla, Such- und Rettungskoordinator auf der Ocean Viking.

Zur Medienmitteilung

2. November: „Einige hier haben körperliche und seelische Probleme wegen ihrer Zeit in Libyen. Es tut sich nichts, unsere Situation ändert sich nicht. Uns geht es schlechter und schlechter.“ 234 Überlebende wie Abdel* warten seit bis zu 12 Tagen an Bord der Ocean Viking auf einen sicheren Hafen.

„Es ist die Pflicht der Staaten, Schiffen, die an Such- und Rettungseinsätzen beteiligt sind und Überlebende an Bord haben, einen sicheren Ort zu bieten.“ Nicola Stalla, Such- und Rettungskoordinator von SOS MEDITERRANEE, fordert die europäischen Staaten auf, diese anhaltende Blockade zu beenden, und zwar jetzt!

1. November: Wir fordern die EU-Mitglieder und assoziierte Staaten auf, geltendes Seerecht zu respektieren und bei der Zuweisung eines sicheren Ortes für die Überlebenden der Ocean Viking zu kooperieren, um dem Leiden Hunderter Männer, Frauen und Kinder ein Ende zu setzen.

“Es wäre Ausdruck eines dramatischen Versagens der EU- und assoziierten Staaten, wenn weiter Überlebende auf Schiffen als Geiseln politischer Debatten gehalten werden,” sagt Caroline Abu Sa’Da, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Schweiz.

“Wir haben an Bord ihre Gesundheitsversorgung sowie eine Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser […] sichergestellt, aber sie können nicht noch länger warten, denn die Ungewissheit ist unerträglich und der Stress steigt mit jedem Tag. Sie brauchen dringend einen sicheren Hafen,” sagt Frido Herinckx, Einsatzleiter der IFRC.

Zur gemeinsamen Presseerklärung mit der IFRC

30. Oktober: 275 Konsultationen hat das medizinische Team auf der #OceanViking seit der ersten Rettung vor 9 Tagen durchgeführt. „Ohne einen sicheren Ort droht sich der Gesundheitszustand der Überlebenden zu verschlechtern“, sagt Hannah, Leiterin des medizinischen Teams.

Die 234 Geretteten müssen an Land gehen können.

29. Oktober: „Einige der 234 Überlebenden verbrachten vor ihrer Rettung bis zu 3 Tage auf See. Der Stresspegel ist hoch. Sie müssen an einem sicheren Ort von Bord gehen“, appelliert Viviana, Seenotretterin.

Die Geretteten sind seit bis zu 8 Tagen auf der #OceanViking. Wie lange müssen sie noch warten?

26. Oktober – 5. und 6. Rettung:

Seit dem Vorabend suchte unser Team nach einem überfüllten Holzboot, das seit Stunden als treibend gemeldet wurde. In stockdunkler Nacht und im Wettlauf gegen die Zeit wurden 56 Menschen (darunter 2 Frauen und 27 unbegleitete Minderjährige) in internationalen Gewässern 36 Seemeilen vor Lampedusa gerettet.

Gegen Abend wurden 32 weitere Menschen in internationalen Gewässern vor Malta vom Team der auf der Ocean Viking von einem 6-Meter langen, für die offene See ungeeigneten Boot evakuiert. Sie sind sehr erschöpft und dehydriert und haben schwere Verbrennungen erlitten, während sie 3 Tage ohne Nahrung auf See waren.

25. Oktober – 3. und 4. Rettung:

Unsere Crew hat mithilfe des Flugzeugs Colibri2 von Pilotes Volontaires in weniger als 3 Stunden 2 weitere Rettungen durchgeführt.

  • Das Team evakuierte erst 33 Menschen von einem überfüllten seeuntauglichen Holzboot, das von der Brücke gesichtet wurde. Unter den Überlebenden sind 4 Minderjährige, 2 davon unbegleitet.
  • Kurz darauf rettete unser Team 40 Menschen (darunter 10 Frauen, 9 unbegleitete Minderjährige & 3 Kinder unter 4 Jahren) von einem Boot, das trieb und starke Schlagseite hatte. Manche Überlebende haben Verbrennungen durch Kraftstoff im Boot erlitten und sind nach 30 Stunden auf See erschöpft.

Beide Rettungen fanden in internationalen Gewässern vor Libyen statt.

24. Oktober: Wir wurden in den letzten Tagen zwei Mal Zeug*innen, wie Boote in Seenot in der libyschen Such- und Rettungsregion abgefangen wurden.

  • Samstag passierte das libysche Patrouillenboot 656 die Ocean Viking. Aus der Nähe konnten unsere Teams viele Schiffbrüchige an Bord erkennen.
  • Heute Morgen suchte die Ocean Viking nach einem Boot in Seenot, dessen Notruf Alarm Phone teilte. Am Notfallort angekommen sah die Crew durch Ferngläser ein Schiff der Libyan coastal security mit Menschen an Bord. Wir befürchten, dass sie illegal zurück nach Libyen gezwungen wurden.

23. Oktober – 2. Rettung:

Die Crew der Ocean Viking hat am 23. Oktober 39 Menschen, darunter eine Frau und mehrere Kinder, von einem nicht seetauglichen Boot, das in der maltesischen Such- und Rettungsregion trieb, evakuiert. Das Flugzeug Colibri2 von Pilotes Volontaires hatte den Notruf geteilt.

22. Oktober – 1. Rettung:

In der Nacht von Freitag auf Samstag rettete das Team der Ocean Viking nach einem Notruf von Alarm Phone im Dunklen 34 Menschen in internationalen Gewässern von einem seeuntauglichen Boot in. Unter den Geretteten befinden sich eine Frau und fünf Kinder. 


Weitere Informationen zu unserem Einsatz findet ihr bei Twitter oder auf unserem Online-Logbuch. Über unseren Newsletter erhaltet ihr regelmässig Neuigkeiten zu unserer lebensrettenden Arbeit im zentralen Mittelmeer.

Fotonachweise: Camille Martin Juan / SOS MEDITERRANEE

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