[MEDIENMITTEILUNG] Trotz aller Hindernisse wird die Ocean Viking in Kürze wieder in See stechen

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Nach einer noch nie dagewesenen Blockade vor den Toren Europas konnte die Ocean Viking heute Morgen 230 Überlebende, darunter über 55 Minderjährige, im Hafen von Toulon, Frankreich, an Land bringen. Das Rettungsschiff wird nun darauf vorbereitet, in Kürze wieder in See zu stechen. SOS MEDITERRANEE appelliert an die europäische Solidarität und eine sofortige Rückkehr zur strikten Anwendung des Seerechts im Mittelmeer. Angesichts der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf unser Budget, ist die Organisation auf starke finanzielle Unterstützung angewiesen. 

Einige der 234 Überlebenden, die zwischen dem 22. und 26. Oktober gerettet wurden, warteten 21 Tage an Bord der Ocean Viking – einem von SOS MEDITERRANEE gecharterten und in Partnerschaft mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) betriebenen Rettungsschiff. Diese Wartezeit ist die längste Blockade, die SOS MEDITERRANEE je erlebt hat. Jede zusätzliche Stunde, jeder Tag, der auf See verbracht wird, beeinträchtigt die physische und psychische Gesundheit der Überlebenden und gefährdet ihre Sicherheit sowie die der Besatzung.

Mindestens 20.182 Frauen, Kinder und Männer haben seit 2014 im zentralen Mittelmeer ihr Leben verloren und seit Jahresbeginn wurden bereits 1.269 Todesfälle dokumentiert. Seit die europäischen Staaten Ende 2014 alle Rettungskapazitäten eingestellt haben, ist dieser Meeresabschnitt die tödlichste Fluchtroute der Welt. Wie in der Vergangenheit zu beobachten war, führen Versuche, zivile Rettungsschiffe zu blockieren, nicht zu weniger Menschen, die die Überfahrt riskieren, sondern einzig zu mehr Toten.

„Wir wollen sehr bald wieder in den Einsatz fahren. Trotz Hindernissen werden wir alles daran setzen, um Menschen in Seenot zu retten. Es ist unmenschlich und gegen bestehendes Seerecht, diesen Meeresabschnitt ohne die notwendigen Ressourcen für die Seenotrettung zu lassen. Wir stehen jedoch vor grossen finanziellen Schwierigkeiten, da die Kosten für unsere Einsätze aufgrund des Krieges in der Ukraine erheblich gestiegen sind. Wir rufen nun all diejenigen zur finanziellen Unterstützung auf, die unsere Werte teilen und zur Rettung von Menschenleben beitragen wollen: Bürger*innen, Organisationen, Institutionen, lokale Behörden. Bei unserer derzeitigen finanziellen Lage können wir die Nachhaltigkeit unserer Einsätze nicht länger als ein paar Monate gewährleisten“, sagt Caroline Abu Sa’Da, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Schweiz. Besonders der Anstieg der Treibstoffpreise, die Inflation und die Erhöhung der Gebühren unserer Dienstleister haben unser Budget fürs Jahr 2022 um etwa eine Million Euro erhöht.

Wir appellieren an die Solidarität der europäischen Gesellschaft. Das Seerecht im zentralen Mittelmeer muss wieder geachtet und angewendet werden. Die europäischen Staaten dürfen Hilferufe nicht weiter ignorieren oder, schlimmer noch, die, die ihnen zu helfen versuchen, behindern. Alle europäischen Staaten sollten sich mit den Küstenländern solidarisch zeigen, indem sie einen vorhersehbaren und effizienten Ausschiffungsmechanismus einführen und ein europäisches Such- und Rettungsprogramm einrichten. Die Küstenländer, die am nächsten an unseren Einsätzen liegen, müssen ihrerseits das internationale Seerecht einhalten und den Geretteten erlauben, so schnell wie möglich an einem sicheren Ort von Bord zu gehen. Eine drei Wochen dauernde Blockade zulasten der Geretteten darf sich nicht wiederholen.


Foto: Camille Martin Juan / SOS MEDITERRANEE

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