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SOS MEDITERRANEE kehrt in den Einsatz im Mittelmeer zurück  

Heute wurde die Festsetzung des Schiffs der zivilen Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE, Ocean Viking, nach einer erneuten Inspektion durch die italienische Küstenwache beendet. Fünf Monate lang war das Rettungsschiff durch die italienischen Behörden in einem sizilianischen Hafen festgehalten worden und durfte keine Rettungseinsätze fahren. 

Am 21. Dezember 2020 führte die italienische Küstenwache die dritte Inspektion innerhalb von fünf Monaten auf der Ocean Viking durch. Das Ergebnis: Das Rettungsschiff wurde von den italienischen Behörden als konform mit ihrer Auslegung der Schiffssicherheitsvorschriften eingestuft. Dies hat zur Folge, dass das Schiff nicht mehr festgesetzt ist und markiert das Ende monatelanger Bemühungen von SOS MEDITERRANEE um die Freilassung ihres Schiffes. Obwohl die Ocean Viking seit August 2019 unter hohen Sicherheitsstandards im Rettungseinsatz war, hatten die italienischen Behörden das Schiff am 22. Juli 2020 festgesetzt und umfassende Nachrüstungen gefordert.

Das SOS MEDITERRANEE-Team und die Werftmitarbeiter im Hafen von Augusta auf Sizilien haben im Dezember die geforderte zusätzliche Notfallausrüstung an Bord installiert. Zu den bisherigen Notfallrettungsinseln der Ocean Viking wurden acht grosse weitere installiert, die im Falle einer Havarie des Schiffes jeweils hundert Personen aufnehmen können. Ausserdem wurde das Schiff mit zusätzlichen Rettungswesten und Notfall-Überlebensanzügen bestückt. Diese gesamte neue Ausstattung wurde bei der Schiffszertifizierung registriert und bei der italienischen Hafenstaatkontrolle überprüft.
Die Ocean Viking wird in Kürze nach Marseille, Frankreich, fahren, um Vorräte aufzufüllen und die Rettungscrew und das medizinische Team an Bord zu nehmen. Die Mitglieder des SOS MEDITERRANEE-Teams werden sich einer zehntägigen Quarantäne unterziehen und auf das Coronavirus getestet werden, bevor das Schiff im Januar ins zentrale Mittelmeer aufbricht, um seine Rettungseinsätze wieder aufzunehmen.

„Es war sehr schmerzlich für uns als Seeleute, dass wir so lange an der Rettung gehindert wurden, weil die zivilen Rettungsschiffe von den italienischen Behörden plötzlich nicht mehr als sicher genug angesehen wurden“, sagt Frédéric Penard, Einsatzleiter von SOS MEDITERRANEE. „Die europäischen Staaten haben in der Zwischenzeit nicht für Ersatz gesorgt und eigene Schiffe geschickt, um Menschen in Seenot zu retten.»

Fünf Schiffe von zivilen Seenotrettungsorganisationen können aufgrund von Festsetzungen durch Behörden weiterhin nicht im Einsatz sein. SOS MEDITERRANEE versichert den Besatzungen die volle Unterstützung bei ihren Bemühungen wieder in See zu stechen und die tödliche Lücke zu füllen, die die europäischen Staaten im zentralen Mittelmeer hinterlassen haben.


Zitate :

Richard Watts (Präsident von SOS MEDITERRANEE) :

«Die Freilassung der Ocean Viking ist eine gute Nachricht für die Menschenrechte. Hunderte von Menschen sind während der 5-monatigen Blockade auf See gestorben. Es war eine extreme Frustration für alle unsere Teams, als hilflose Zeugen im Hafen zu sitzen. Heute ist unser Rettungsschiff frei, unsere Teams machen sich bereit für den Einsatz und wir kümmern uns um die Versorgung. Sobald wir alle COVID-Vorkehrungen vorgenommen haben, kann uns nichts mehr daran hindern, schnellstmöglich auf See zurückzukehren und das zu tun, was wir am besten können: Leben retten. Einmal mehr müssen wir den Tausenden von engagierten Schweizer Bürgerinnen und Bürger an unserer Seite danken. Wie immer ist es dank dem Engagement von jeder*m Einzelnen, dass wir unsere Einsätze durchführen können. Wir hoffen, dass die Freilassung der Ocean Viking zu einer noch grösseren Unterstützung durch die Bevölkerung führen wird!»

Dick Marty (Vorstandsmitglied) :

«Die Freilassung der Ocean Viking ist eine gute Nachricht für die Menschenrechte. Hunderte von Menschen sind während der 5-monatigen Blockade auf See gestorben. Es war eine extreme Frustration für alle unsere Teams, als hilflose Zeugen im Hafen zu sitzen. Heute ist unser Rettungsschiff frei, unsere Teams machen sich bereit für den Einsatz und wir kümmern uns um die Versorgung. Sobald wir alle COVID-Vorkehrungen vorgenommen haben, kann uns nichts mehr daran hindern, schnellstmöglich auf See zurückzukehren und das zu tun, was wir am besten können: Leben retten. Einmal mehr müssen wir den Tausenden von engagierten Schweizer Bürgerinnen und Bürger an unserer Seite danken. Wie immer ist es dank dem Engagement von jeder*m Einzelnen, dass wir unsere Einsätze durchführen können. Wir hoffen, dass die Freilassung der Ocean Viking zu einer noch grösseren Unterstützung durch die Bevölkerung führen wird!»

Caroline Abu Sa’Da :

«Unser Schiff ist speziell für die Seenotrettung ausgerüstet und unsere Teams werden permanent geschult. Daran gehindert zu werden, Leben zu retten, ist nicht nachvollziehbar, aber zum Glück endet das heute. 

In der Schweiz könnten wir uns nie vorstellen, dass die REGA am Boden festgesetzt wird. Unsere Mission ist ähnlich: Wir kommen Menschen in Not zur Hilfe, ungeachtet der Umstände. Könnten Sie sich vorstellen, dass ein Hubschrauber aufgrund politischer Fragen nicht fliegen darf? Ich nicht. Mein Traum ist es, dass unsere Arbeit gleichwertig anerkannt wird und dass wir in Zukunft nicht mehr wegen fehlender Koordination der europäischen Länder daran gehindert werden, Leben zu retten. Die IOM berichtet von über 1000 Todesfällen im Mittelmeer seit anfangs Jahr, doch wie viele Leben sind ohne Zeugen verloren gegangen? Wir sind glücklich und erleichtert, wieder gemeinsam Leben retten zu können.»

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