[MEDIENMITTEILUNG] IFRC startet Nothilfeaufruf (Emergency Appeal), um sich dem lebensrettenden Einsatz von SOS MEDITERRANEE anzuschliessen – Zahl der Todesfälle im Mittelmeer steigt

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Genf/Marseille, 19. Juli 2021 – Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) hat einen Aufruf zur Nothilfe gestartet, um Menschen in Seenot im zentralen Mittelmeer lebensrettende Hilfe zu leisten. IFRC-Teams werden sich ab August 2021 der Crew der maritimen und humanitären Nichtregierungs-organisation SOS MEDITERRANEE an Bord des Rettungsschiffes Ocean Viking anschliessen. 

Im Mittelmeer verlieren weiterhin Menschen regelmässig ihr Leben, insbesondere auf der langen und gefährlichen zentralen Mittelmeerroute zwischen Libyen und Europa. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 sind bereits mindestens 792 Menschen bei dem Versuch, Europa zu erreichen, auf dieser Route ums Leben gekommen – dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. [1] Die tatsächliche Zahl der Todesopfer ist vermutlich noch viel höher.

IFRC-Präsident Francesco Rocca: „Auch mitten in der COVID-19-Pandemie und der Klimakrise ist es unerlässlich, auf das Mittelmeer zu fahren, um Leben zu retten und die Menschenwürde zu schützen. Es ist inakzeptabel, dass immer noch Menschen auf dem Meer, vor den Toren Europas, sterben. Dies ist ein klares Versagen der internationalen Gemeinschaft. Deshalb haben wir uns erneut entschlossen, unsere lebenswichtige Nothilfe auf das Meer auszuweiten. Wir rufen unsere Partner*innen und Spender*innen auf, diese Aktion zu unterstützen.“ 

„Niemand sollte gezwungen sein, sein Zuhause, seine Gemeinschaft und seine Familie wegen Armut, Gewalt, Ernährungsunsicherheit und anderen Auswirkungen des Klimawandels zu verlassen. Keiner sollte auf der Suche nach Sicherheit sterben. Wir sind stolz darauf, diese neue Mission zu starten, rufen aber auch die EU und ihre Mitgliedstaaten dazu auf, Such- und Rettungseinsätze dringend zu erhöhen.“

Das professionelle Rettungsteam von SOS MEDITERRANEE wird ab August 2021 durch ein IFRC-Team ergänzt. Die IFRC wird den Menschen, die sicher an Bord der Ocean Viking gebracht wurden, nach der Rettung Unterstützung bieten. Hierzu gehört erste Hilfe, medizinische Versorgung, psychologische Betreuung, Nahrung, trockene Kleidung, Decken, Toilettenartikel und Informationen. Das IFRC-Team wird aus mindestens Ärzt*innen, einer Hebamme und Fachleuten bestehen, die psychologische Unterstützung leisten und denjenigen helfen, die besonders gefährdet sind und zusätzlichen Schutz benötigen, wie zum Beispiel unbegleitete Minderjährige und Opfer von Menschenhandel.

„Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung mit an Bord der Ocean Viking zu haben, ist eine Ehre und ein neuer Meilenstein für unsere Organisation. Das Engagement der IFRC, Menschen in Seenot durch diese Partnerschaft zu erreichen, unterstreicht die absolute Notwendigkeit, zu versuchen, Leben im zentralen Mittelmeer zu retten,“ sagt Caroline Abu Sa’Da, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Schweiz.

„Unsere Partnerschaft basiert auf gemeinsamen Werten und humanitären Prinzipien. Zentral ist hierbei die Pflicht zur Seenotrettung, die im Seerecht und in langjährigen Seefahrttraditionen verankert ist – eine Verpflichtung, die in den letzten fünf Jahren im zentralen Mittelmeer unentwegt verletzt wurde. Internationale humanitäre Organisationen wie die unsere füllen die Lücke, die die Staaten in der Region in der Seenotrettung hinterlassen haben. Doch das ist nicht ausreichend: Um so viele Leben wie möglich zu retten, brauchen wir dringend eine Koalition aus europäischen Staaten und maritimen Akteuren, die bereit sind, rechtmässige und humane Rettungseinsätze durchzuführen.“ 

Die IFRC hat einen Nothilfeaufruf in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken gestartet, um den Einsatz zu unterstützen. Diese lebensrettende Mission ist ein integraler Bestandteil der Präsenz des IFRC zum Schutz und zur Unterstützung der Menschen in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern in ganz Afrika, dem Nahen Osten und Europa. Als neutrale, unabhängige und unparteiische humanitäre Organisation bietet das globale Netzwerk des IFRC allen Menschen in Not, unabhängig von ihrem rechtlichen Status, wichtige humanitäre Hilfe.

[1] IOM: Missing Migrants Project

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