[MEDIENMITTEILUNG] Mit einem neuen Schiff nehmen SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen ihre Seenotrettung im Mittelmeer wieder auf

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Angesichts der humanitären Krise im Mittelmeer sind die Seenotretter von SOS MEDITERRANEE wieder in See gestochen, um schiffbrüchige Geflüchtete im zentralen Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. Obwohl Libyen endgültig in einen Bürgerkrieg abgerutscht ist und küstennahe Internierungslager mit Geflüchteten schon von Bomben getroffen wurden, hat die EU ihre Seenotrettung vor Ort praktisch eingestellt. Auch zivile Rettungsschiffe sind kaum noch im Einsatz. „Als professionelle Seenotretter können wir das Sterben im Mittelmeer nicht hinnehmen“, sagt Caroline Abu Sa‘Da. „Leben retten ist Pflicht!» betont die Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE in der Schweiz. Das neue Schiff, die unter norwegischer Flagge fahrende Ocean Viking, betreibt SOS MEDITERRANEE zusammen mit Ärzte ohne Grenzen als medizinischem Partner. Bis Ende 2018 hatten die beiden Hilfsorganisationen die Aquarius als gemeinsames Rettungsschiff gechartert, welches sie nach politisch motivierten Blockaden aufgeben mussten.

Täglich sterben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks mindestens sechs Menschen auf der Flucht im Mittelmeer. Eine hohe Dunkelziffer ist wahrscheinlich. Das Mittelmeer gilt als tödlichste Fluchtroute der Welt. Insgesamt sind in diesem Jahr nachweislich 426 Menschen im zentralen Mittelmeer ertrunken, als sie versuchten, den sich zunehmend verschärfenden Konflikt in Libyen und den lebensbedrohlichen Bedingungen der dortigen Internierungslager zu entkommen.

„Seit einem Jahr beobachten wir, dass die europäische Staatengemeinschaft ihrer Verantwortung für die Geflüchteten entlang der zentralen Mittelmeerroute nicht mehr nachkommt”, sagt Abu Sa‘Da. „Die EU-Operation Sophia hat ihren Flottenbestand zurückgezogen und einige EU-Mitgliedstaaten blockieren sogar die zivile Seenotrettung, obwohl wir im Einklang mit dem Seerecht handeln.“ Abu Sa‘Da fügt hinzu: „Viel schwerer wiegt jedoch, dass wir jedes Mal wieder ein Tauziehen darum beginnen, wo wir die Geretteten sicher an Land bringen können.“

„In den vergangenen sieben Monaten haben wir aktiv nach einem geeigneten Schiff gesucht, welches den Anforderungen und Standards unserer Operationen entspricht“, sagt Frédéric Penard, Einsatzleiter von SOS MEDITERRANEE. “Die Ocean Viking stellte sich als die beste Wahl dar. Sie ist ein Rettungsschiff und hat nach Einschätzungen von SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen, ausreichende Kapazitäten, um alle notwendigen Elemente unterzubringen, um Menschen in Seenot auf dem Mittelmeer zu retten, zu schützen und zu versorgen”, beschreibt Penard. Im Moment ist das Schiff in Richtung Mittelmeer unterwegs, wo es mit einer 31-köpfigen Crew im Einsatz sein wird. 13 Mitglieder des Such- und Rettungsteams stellt SOS MEDITERRANEE, neun Crewmitglieder stellt Ärzte ohne Grenzen und neun weitere Mitglieder gehören der Schiffscrew an.

“Die langandauernde Untätigkeit der EU-Mitgliedstaaten zwingt uns als zivilgesellschaftlicher Akteur zurück ins Meer, um Leben zu retten”, sagt Caroline Abu Sa’Da. “Vor drei Jahren, als wir unsere Einsätze mit der Aquarius starteten, hätten wir nie gedacht, dass wir 29.523 Menschen auf dem Mittelmeer retten würden. Deshalb bitten wir die europäischen Bürger heute mehr denn je auf, dieses neue Rettungsschiff, dessen Charterkosten rund 15’000 CHF pro Tag betragen, zu unterstützen und es in die Lage zu versetzen, seinen Auftrag zu erfüllen.”, fügt Abu Sa‘Da hinzu.

Hintergrund

Die Ocean Viking ist als Frachtschiff beim Norwegian International Ship Registry (NIS) registriert und fährt deshalb unter norwegischer Flagge. Das Schiff diente als Versorgungs- und Rettungsschiff für die Öl- und Gasindustrie in der Nordsee. Gebaut in 1986, hat es eine Länge von 69,3 Metern und eine Schiffsbreite von 15,5 Metern.

Das große und leere Achterdeck des Schiffes erlaubt es SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen ein Container-Modul-System zu installieren. Das Schiff ist ausgerüstet mit vier Schnellrettungsbooten, um Such- und Rettungseinsätze zu fahren. Außerdem gibt es eine medizinische Station für die ärztliche Versorgung sowie Aufnahme- und Erholungsräume.

Das Team von SOS MEDITERRANEE, welche die Such- und Rettungsmissionen verantwortet, besteht aus 13 Personen, darunter zwei Such- und Rettungskoordinatoren, neun Such- und Rettungsteammitglieder, einer Person zuständig für Kommunikation und einer zuständig für Forschung und Dokumentation. Das Team von Ärzte ohne Grenzen, welches für die medizinischen Bedürfnisse der Geretteten an Bord zuständig ist, besteht aus neun Personen, unter anderem einem Arzt, zwei Pflegekräften und einer Hebamme.

Weitere neun Personen sind für das Schiff selbst zuständig und beim Eigentümer des Schiffs angestellt.

FOTO : Anthony JEAN/ SOS MEDITERRANEE

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