DATUM

Mein Name ist Ibrahima*, ich bin 14 Jahre alt und komme aus der Stadt Serekunda in Gambia. Ich reise allein.

Ich war drei Jahre lang in Libyen, dann beschloss ich Libyen wieder zu verlassen. Ich bin aus meinem Land [Gambia] nach dem Tod meiner Eltern weggegangen. Meinen Vater verlor ich 2014 und meine Mutter 2021. Vorher bin ich zur Schule gegangen, aber dann hatte ich niemanden mehr, der mir half. Einige Freunde erzählten mir von Leuten, die nach Europa reisten. Ich entschied, das auch zu tun, um meiner Familie (Schwester) und meinen Freunden zu helfen. Viele Menschen um mich herum hatten nicht genug zu essen. Ich reiste von Gambia, in den Senegal, nach Mali, Burkina Faso, durchquerte die Wüste in Niger und kam dann in Libyen an. Zwei Monate lang durchquerte ich die Wüste. Ich hatte nicht genug Wasser und trank eine Mischung aus Öl und Wasser.   

In Libyen habe ich als Autowäscher gearbeitet. Libyen ist sehr traurig. Die Mafia schlug mich und brach mir das Bein.   

Wir starteten mit ca. 85 Leuten, darunter 4 Frauen und ein Baby. Am 2. Tag fiel der Motor aus, es gab kein Essen und Wasser mehr. Ich sah Freunde sterben und Leute den Verstand verlieren. Eines Nachts zog eine Frau alle ihre Kleider aus, und wir konnten nicht verstehen, was sie sagte. Sie kam aus Nigeria; ich sprach ihre Sprache nicht.    

Andere kamen auf dem Weg ums Leben, weil wir nicht genug Nahrung und Wasser hatten. In der Nähe gab es Fischerboote, wir winkten ihnen zu, aber niemand sah uns. Wir mussten Meerwasser trinken, um zu überleben.  

Als ich die Ocean Viking sah, musste ich weinen. Ich dachte „Gott sei Dank“. Wir haben gelitten. Wir hatten kein Essen und kein Wasser. Auf dem Schiff habe ich an meine Schwester gedacht. Ich rief sie an dem Tag an, an dem ich Libyen verließ, und seitdem habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Ich dachte, sie muss so besorgt sein. Diese Reise ist nicht einfach. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es nie getan, wäre ich nie auf dieses Boot gegangen. Ich muss meinen Freunden sagen, dass sie nicht mitfahren sollen. 

Credits: Johanne de Tessiers / SOS MEDITERRANEE

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