Der Januar 2025 war ein Monat voller dramatischer Rettungseinsätze und Verluste. Ein Kind stirbt – Ein erschütterndes Zeugnis verlorener Menschlichkeit
Januar 2025: Ein Monat der Rettungen und Tragödien auf dem Mittelmeer
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Zürich, 31.01.2025
Der Januar 2025 war ein Monat voller dramatischer Rettungseinsätze und herzzerreissender Verluste. Die Ocean Viking, das Rettungsschiff von SOS MEDITERRANEE, hat inmitten extremer Wetterbedingungen unermüdlich Menschen aus Seenot gerettet. Allein in diesem Monat konnten fast 300 Menschen vor dem Ertrinken bewahrt werden – doch für einige kam jede Hilfe zu spät.
Ein Kind stirbt – Ein erschütterndes Zeugnis verlorener Menschlichkeit
In der Nacht vom 27. auf den 28. Januar verlor ein siebenjähriges Mädchen ihr Leben, nachdem es zunächst erfolgreich aus dem Meer gerettet wurde. Kaum an Bord der Ocean Viking, hörte ihr Herz auf zu schlagen. 45 Minuten lang kämpfte unser medizinisches Team um ihr Leben. Kurze Zeit später wurde sie zusammen mit ihrer Mama und Schwester per Hubschrauber nach Malta evakuiert – ihr Papa musste auf der Ocean Viking zurückbleiben. Mit grosser Trauer haben wir nun erfahren, dass das Mädchen die Nacht nicht überlebt hat. Ihr Tod ist eine immens schmerzliche Erinnerung an das unermessliche Leid, das sich auf dem Mittelmeer Tag für Tag abspielt.
„Jeden Tag stehen unsere Teams einem Meer gegenüber, das zu einem Friedhof geworden ist”, so Elliot Guy, Geschäftsführer von SOS MEDITERRANEE Schweiz. „Jeden Tag fragen wir uns, wie viele Leben wir hätten retten können, wenn ein echtes Such- und Rettungssystem existiert hätte.”
Flucht in tödlicher Kälte – eine humanitäre Krise eskaliert
Trotz eisiger Temperaturen und heftiger Winterstürme wagen weiterhin zahlreiche Menschen die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer.
Allein im Januar führte die Ocean Viking mehrere komplexe Rettungseinsätze durch, bei denen insgesamt 295 Menschen aus Seenot gerettet wurden. Wie wir aus Berichten erfuhren, kosteten Schiffbrüche am 2. Januar bereits etlichen Menschen das Leben. Am 10. Januar konnte die Ocean Viking 101 Überlebende, darunter ein einjähriges Mädchen aus Syrien, in Sicherheit bringen. Die Überfahrt zum sicheren Hafen war jedoch von stürmischem Wetter geprägt, und die Geretteten mussten meterhohen Wellen standhalten. Eine Rettung am 20. und 21. Januar befreite 83 Menschen, darunter viele Minderjährige und schwangere Frauen, aus einem sinkenden Boot.
Am 27. Januar wurden noch einmal 114 Menschen in drei Einsätzen gerettet. Die Überlebenden, darunter viele Menschen aus Pakistan, Syrien und Bangladesch, flohen aus Libyen – einem Land, in dem sie Gewalt, willkürlichen Inhaftierungen und unerträglichem Leid ausgesetzt waren. Doch statt einer schnellen Anlandung in einem sicheren Hafen wurde der Ocean Viking Ancona zugewiesen – mehr als 1’400 Kilometer vom Rettungsgebiet entfernt. Das bedeutet eine zusätzliche Fahrt von dreieinhalb Tagen für Menschen, die bereits Traumatisches durchlebt haben.
Die tödliche Konsequenz europäischer Politik
Was wir auf See erleben, ist mehr als eine Tragödie – es ist das Resultat politischer Entscheidungen. Durch Zuweisung weit entfernter Anlandungshäfen werden Rettungsschiffe tagelang blockiert und daran gehindert, weitere Einsätze durchzuführen. Dies bedeutet nicht nur einen enormen psychischen Druck für die Geretteten, sondern kostet Menschenleben. Jede Stunde, die ein Schiff für die Ausschiffung benötigt, ist eine Stunde, in der andere in Seenot keine Hilfe erhalten.
Ein Aufruf an die Menschlichkeit
Wir dürfen nicht wegsehen. Wir dürfen nicht schweigen.
Seenotrettung ist keine Option, sondern eine rechtliche und moralische Pflicht. SOS MEDITERRANEE fordert die europäischen Staaten auf, ihre Gleichgültigkeit zu beenden und eine funktionierende, staatlich koordinierte Such- und Rettungsmission einzurichten. Die Rettung von Menschen in Seenot ist kein politisches Statement, sondern ein Gebot der Menschlichkeit.
Unsere Teams und die Journalisten an Bord werden weiterhin Zeugnis ablegen – von den Schicksalen der Menschen, von der Realität auf See und von jeder Tragödie, die sich verhindern liesse. Niemand sollte in den Wellen sterben müssen, wenn eine Rettung möglich ist.
Bild- und Videomaterial zu unseren letzten Einsätzen im Mittelmeer finden sie hier
Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, kontaktieren Sie bitte:
Stefan Caprez | +41 78 228 48 60 | s.caprez@sosmediterranee.org
Credits Titelbild: Charles Thiefaine / SOS MEDITERRANEE
News
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Neerav* - "Unter Deck befanden sich 60 oder 70 Personen."
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Rebecca - Leiterin des medizinischen Notfallteams an Bord der Ocean Viking
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Einsatzbericht 3/25 -114 Menschen aus Seenot gerettet – für ein 7-jähriges Kind kam jede Rettung zu spät
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