11.07.2023: Festsetzung der Ocean Viking nach 7-Stündigen Hafenstaatkontrolle durch die italienische Küstenwache wegen strenger SOLAS Auslegung.
Seenotrettungsschiff Ocean Viking in Italien festgesetzt
Heimatland
Rettungsdatum
Alter
Am 11. Juli 2023 wurde die Ocean Viking nach einer siebenstündigen Inspektion (Hafenstaatkontrolle) durch die italienische Küstenwache im Hafen von Civitavecchia, Italien, festgesetzt. Die Dauer der Festsetzung des zivilen Seenotrettungsschiffs durch die italienischen Behörden ist ungewiss. Derzeit finden Gespräche mit allen involvierten Akteuren für eine schnellstmögliche Freilassung statt. Die Ocean Viking wird seit 2019 von der humanitären Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE gechartert und aktuell in Partnerschaft mit der Rotkreuz-Föderation betrieben. Bei der Inspektion wurden nur wenige technische und administrative Mängel festgestellt. Leider legt einer der unterstellten Mängel eine sehr restriktive Auslegung des SOLAS-Übereinkommens (auf Deutsch kurz: Schiffssicherheitsvertrag) zugrunde. Diese Auslegung der SOLAS-Anforderungen ist überraschend, da sie von der üblichen Auslegung und Anwendung der Richtlinien abweicht und Elemente betrifft, die bei den sieben Haafenstaatkontrollen, die die Ocean Viking in den letzten vier Jahren fast ausschließlich in Italien durchlaufen hat, nie beanstandet wurden. Für die Untersuchung dieser neuen restriktiven Anwendung des SOLAS-Übereinkommens müssen verschiedene Zertifizierungsstellen und der Reeder involviert werden. SOS MEDITERRANEE arbeitet aktiv mit allen beteiligten Akteuren an Lösungen, um so schnell wie möglich wieder in See stechen zu können, denn es ist ein besonders tödliches Jahr in Mittelmeer. Die Festsetzung der Ocean Viking erfolgt nur fünf Tage nach einer akuten Gefährdungssituation der Besatzung. Am letzten Freitag, dem 7. Juli, feuerte die libysche Küstenwache bei einem laufenden Rettungseinsatz Schüsse in weniger als 100 Metern Entfernung von zwei Rettungsschnellbooten ab, auf denen das SOS MEDITERRANEE Rettungsteam mit gerade evakuierten schiffbrüchigen Menschen versuchte, zur Ocean Viking zurückzugelangen. Unter den Geretteten waren eine Frau und fünf unbegleitete Kinder.Zivile Seenotretter*innen füllen nicht nur die tödliche Lücke, die europäische Staaten im zentralen Mittelmeer hinterlassen haben, sie werden dann bei Rettungen selbst durch Schüsse der von der EU finanzierten libyschen Küstenwache in Lebensgefahr gebracht. Anschließend werden NGO-Schiffe zu weit entfernten Häfen geschickt, um Überlebende an Land zu bringen, bevor sie letztlich von den Behörden festgesetzt werden.Mehr als 1.890 Menschen sind 2023 bereits im Mittelmeer verschollen, es ist ein besonders verheerendes Jahr. Durch die Festsetzung der Ocean Viking werden die lebenswichtigen Rettungseinsätze von SOS MEDITERRANEE und der IFRC auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Die inakzeptable Realität im Mittelmeer verschärft sich dadurch noch weiter. "Die Situation im Mittelmeer ist extrem besorgniserregend. Humanitäre Helfer*innen werden angegriffen und die Todeszahl von Menschen auf der Flucht ist alarmierend hoch. Wir brauchen dringend eine ständige Präsenz von Rettungsschiffen, um einer gestiegenen Zahl von Booten in Seenot zu helfen. Die aktuelle Festsetzung macht es uns unmöglich, in internationalen Gewässern Leben zu retten," sagt Caroline Abu Sa‘da, Mitgründerin und Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE in Schweiz. Foto : Claire Juchat/ SOS MEDITERRANEE
News
Notfallszenarien auf dem Meer und wie diese beurteilt werden
Einsatzbericht 14/24 der Ocean Viking - 185 gerettete Personen
Einsatzbericht 13/24 der Ocean Viking - Ocean Viking rettete 25 Personen, darunter 5 unbegleitete Minderjährige
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